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Odyssey of Gods - Druckversion

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Odyssey of Gods - Gast - 27.04.2021

I'LL TELL YOU WHERE THE REAL ROAD LIES. BETWEEN YOUR EARS, BEHIND YOUR EYES, THAT IS THE PATH TO PARADISE. LIKEWISE THE ROAD TO RUIN.[Bild: CSB-Header.png]

Als die Welt noch jung und der Himmel den Bergen nah war, herrschten Götter über die Erde. Sie machten sich die Lüfte, die Meere und Flüsse, sowie den Boden und alles darunter zu eigen. Und sie wurden verehrt. Verehrt von den Menschen, denen sie es gestatteten in ihrer Welt zu existieren. Teils in friedlicher Harmonie, teils gefährdet durch die unergründlichen Launen der Götter lebten Menschen und Gottheiten Seite an Seite.
Doch dies ist lange her. Vorbei sind die Zeiten der Helden wie Herakles und Odysseus, vergessen die zahlreichen Opferriten, von denen nur wenige niedergeschrieben wurden, zerfallen die alten Tempel, in denen sich Menschen und Götter am nächsten wahren. Die schier unzähligen Mythen und Legenden, die sich um die Geschehnisse, welche sich in jenen Tagen zutrugen, ranken, sind nichts weiter als erfundene Geschichten und wer heute sagt, er glaube an die alten Götter von damals wird zumeist mit einem spöttischen Lachen abgetan. Und dennoch gibt es Menschen, die den Glauben nicht aufgegeben haben, Menschen, die wissen, dass ein Funke dessen, was Historiker als Antike bezeichnen, noch immer lebt. Menschen, die nicht nur den gewaltigen Göttern von damals begegneten, sondern mit diesen zudem Kinder in die Welt setzten. Um diese Kinder und ihre göttlichen Elternteile geht es in dieser Geschichte.

Ein Halbgott zu sein ist kein einfaches Unterfangen und wer sich erst einmal seiner göttlichen Kraft bewusst wird, weiß, dass in dieser Welt, in der es so viel mehr gibt, als das menschliche Auge zu sehen vermag, alleine zurechtzukommen leichter gesagt ist als getan. Aus diesem Grund entschieden die Götter vor langer Zeit, dass sie ihre Kinder finden, zusammenbringen und trainieren würden. Ein nobles Vorhaben, zumindest auf den ersten Blick. Denn wer sein Auge hinter die Kulissen lenkt, erkennt einen zweiten Grund von weitaus größerem Eigennutzen. In zwei Camps - dem Stadtviertel Skylos im Bundesstaat Washington, und Aetos, eine idyllische Siedlung an einem glasklarem Bergsee im Herzen Neuseelands - werden die Halbgötter ausgebildet. Um in dieser Welt, die den Halbgöttern gefährlicher ist als jedem sonst, zu bestehen, ja, aber ebenso um einmal im Jahr in einem Jahrhunderte alten Wettkampf gegen Krieger des jeweils anderen Camps anzutreten.

Dieser zweite Grund war nicht immer Teil des Versprechens zum Schutz, den die Götter ihren Kindern gaben. Vor etlichen Jahren, lange bevor die Neuzeit Einzug über die Welt gehalten hatte, gab es nur ein einziges Camp, in welchem die Götter ihre Kinder auf die Welt vorbereiteten. Unter Menschen lebten sie in der rasch wachsenden Metropole, die heute noch immer als Athen bekannt ist.
In jenen Tagen hatten die Götter alle Hände voll zu tun. Im ewig währenden Kreislauf der Zeit hatten sich die Titanen erneut erhoben und drohten ihre Nachkommen, welche sie nach ihrem Sieg im ersten Titanenkrieg in den Tartaros verbannten, von der Spitze der Weltordnung zu werfen. Nur mit großen Mühen und der Hilfe ihrer Kinder konnten die Götter ihre totale Vernichtung vermeiden. Und als der letzte Donnerschlag Zeus' verhallte, kehrte für einen kurzen Moment vermeintlich Friede ein.
Doch das Licht des Friedens wirft einen tückischen Schatten: Ruhelosigkeit. Während sich die Welt und ihre Bewohner von der zweiten Titanomachie - wie der Krieg in die Geschichte eingehen sollte - erholte, konnten die Götter das Gefühl nicht abschütteln, dass die Gefahr noch nicht endgültig gebannt war. Also entschieden sie, ohne ihnen ihre wahren Absichten offen zu legen, ihre Kinder zu Kriegern auszubilden, zu ihrer ganz persönlichen Armee. Als Vorwand nahmen sie die jährlichen Wettkämpfe - die göttlichen "Olympischen Spiele" - und die Tatsache, dass Halbgöttern in der Welt grundsätzlich große Gefahren drohten, auf die sie vorbereitet sein mussten, um das intensive Kampftraining zu rechtfertigen, das die Halbgötter in den Camps erfuhren. Das ursprüngliche Camp, das es einst in Athen gegeben hatte, wurde aufgelöst und in eine Arena umgewandelt, in welcher die alljährlichen Spiele noch immer stattfinden. Die Götter teilten sich in zwei Gruppen und ließen ihren Kindern selbst die Wahl welcher Seite sie sich anschließen würden. Heute leben die Halbgötter nicht nur in den Camps um zu trainieren, sondern auch, um ein möglichst normales Leben fernab von äußerlichen Gefahren führen zu können. Die Camps sind nicht mehr nur auf den Kampf konzipiert, sondern auch auf ein schönes und qualitatives Leben in einem Umfeld, in dem sich die Halbgötter nicht verstecken müssen und ihr wahres Selbst zeigen und leben können.

Die wahren Gründe für den alten Wettkampf sind den Kindern nicht bekannt. Dutzende Gerüchte kursieren zwischen den Halbgöttern, doch dass es die Furcht ihrer Eltern war, die dies alles ausgelöst hatte, scheint niemandem mehr bewusst zu sein. Doch es gibt etwas, das in all den Jahren in Vergessenheit geriet, während der Unterhaltungsfaktor der Spiele immer größere Aufmerksamkeit erhielt und die Furcht langsam aber sicher in den Hintergrund rückte. Etwas von großer Wichtigkeit, das sich langsam in den Schatten zu regen beginnt. Denn der Kreislauf der Zeit stoppt für niemanden, nicht einmal für Götter.

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