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Black Sails - Jolly Roger - 04.06.2023



Black Sails
Nassau, 1690
Briten, Spanier und Franzosen beanspruchten die Herrschaft auf die Insel bereits. Sie gingen fort und kehrten zurück. Sie brannten nieder, was sich darauf befand und andere bauten es wieder auf. Es schien beinahe so, dass die einzigen, denen Nassau und die ganze Insel wirklich am Herzen lag, die Piraten waren, die sich hier nach und nach einnisteten.
Die ersten Piraten bestachen den damaligen Gouverneur, um in Frieden ihre Beute lagern zu können ohne weiter behelligt zu werden. Niemand störte sich an dem einen Schiff, das hier anlegte und Ware ablud, um dann wieder zu verschwinden.

„Nassau gehörte bereits vielen, doch heute ist es frei und wenn jemand Flaggen im Wind sehen will, dann sollten es die der Piraten sein und nicht die Englands.“
~ James Flint, Captain der „Walrus“ ~

Nassau, 1714
Die Zeiten änderten sich und mehr Piraten landeten auf New Providence Island. Es sprach sich herum, dass man in Nassau Geschäfte machen konnte, seit dort ein gewisser Richard Guthrie sich der Waren annahm, die man loswerden wollte. Ein Mann mit Verbindungen nach Amerika und nach England, vielleicht sogar zu Spanien und Frankreich, wenn man den Gerüchten Glauben schenken durfte. Dieser Mann wusste genau, wie er die Waren der Piraten auf dem Schwarzmarkt zu einem fantastischen Preis verkaufen konnte und vor allem wusste er eines: die Insel hatte eine große Zukunft und wenn er der neue Gouverneur werden konnte, würde es für den Namen Guthrie keine Grenzen mehr geben.
So legte inzwischen kein Schiff mehr in Nassau an, dessen Captain den Weg nicht zuerst zu den Guthries führte. Wo einst der Vater alleine das Regiment führte, hat inzwischen seine Tochter Eleanor das Zepter übernommen in Nassau, überzeugt davon es besser zu können als ihr Vater.

„Der letzte Trottel, der nicht mit ihr handeln wollte, wurde nie wieder gesehen. Was man von der Beute nicht sagen konnte… die brachte ein Verkäufer zu Miss Guthrie am nächsten Tag.“
~ Charles Vane, Captain der „Ranger“ ~

Aber war Nassau damit wirklich frei? Oder war man unbewusst dem einen Schafott entkommen, nur um freiwillig auf das nächste zu klettern? Lager begannen sich zu bilden. Die einen, die für Nassau eine Zukunft erreichen wollten, in der man der Welt klarmachte, dass man sie genauso zu akzeptieren hatte, wie alle anderen Städte, Häfen und Handelspartner, obwohl man sich von der englischen Krone losgesagt hatte. Die anderen, die sich von einem Weib nichts vorschreiben lassen wollten und nichts anderes wollten, als brandschatzend und plündernd ihre Zeit auf der Insel verbringen wollten, ohne sich den Regeln von irgendjemandem zu beugen. Und dann gab es die, die unentschlossen waren und vor allem darüber nachdachten, wo gerade ihr eigener Vorteil bei all den Überlegungen und Plänen war.
Einigkeit herrschte nur in einem: die reiche Prise, die die nächste Kaperfahrt bringen sollte, beanspruchte jede Crew für sich.
Die wenigen Plantagenbesitzer, die noch auf der Insel lebten, hatten sich ins Hinterland zurückgezogen und den Strand den Piraten überlassen. Ein friedliches Arrangement, das auf wackeligen Beinen stand, aber bisher hielten sich beide Parteien an die schweigsam getroffene Übereinkunft, sich nicht in die Quere zu kommen, auch wenn es nicht jeder gerne sah, dass es Sklaven auf der Insel gab. Andere witterten dafür ein gutes Geschäft, denn Sklaven bescherten die höchsten Preise.

London, 1715
Im weit entfernten England wurde man sich unterdessen der Problematik, die sich in der Karibik entwickelt hatte, mehr und mehr bewusst, als sich die Nachrichten von geplünderten Handelsschiffen und verlorenen Mannschaften mehrten. Was lange Zeit nur ein lästiges Ärgernis gewesen war, musste inzwischen eine gewisse Aufmerksamkeit gewährt werden.

„Die Piraten von New Providence bedrohen den Seehandel in der Region. Wir halten sie für Monster, die keinerlei Empfinden für Recht und Ordnung haben und denen ihrerseits jedes Gefühl und jede Menschlichkeit abhandengekommen ist. Es kann daher nur eine Konsequenz daraus entstehen: jede zivilisierte Nation hat sie zu hostis humani generis zu erklären. Sie sind Feinde der gesamten Menschheit, die es zu jagen und auszurotten gilt.“
~ George I., König von England ~

Von all dem ahnte man in Nassau noch nichts, wo das Leben seinen gewohnt rauen Gang ging, auch wenn hier und da Gerüchte die Insel erreichten, dass England zurückkehren würde auf die Insel, die sie verloren und dann vergessen hatten.
Shortfacts