Luciana befürchtete immer, dass sie ihrer biologischen Mutter neues Futter lieferte. Sie wollte nicht das jemand dafür bezahlte, dass sie jemandem Gefühle entgegenbrachte. Das hübsche kleine Katerchen mit den blauen Augen war schon aufgrund seiner Geschichte die ihr erzählt wurde herausgestochen. Die kleinen Makel an dem Tier waren nicht wichtig, es tat ihr Leid für das Tierchen, aber sie empfand es nicht als weniger liebenswert. Etwas nickte die Brünette: "Das haben sie wirklich. Aber ich bezweifle, dass meine Mitbewohner es gutheißen würden, wenn ich mehr als eins mit nach Hause bringen würde." Sich allein eine Wohnung zu nehmen, damit sie vielleicht ein zwei Tiere mehr aufnehmen konnte, war verlockend auf eine Art. Allerdings war sie in die Wohngemeinschaft gezogen, um eben nicht allein zu leben. Jede der Katzen dort hatte es verdient ein Zuhause zu finden in dem sie geliebt und wertgeschätzt wurden. Luce wusste jedoch auch, dass wohl nicht jede von ihnen dieses Glück haben würde. Der Mundwinkel von Luciana nickte ein wenig. "Die Geschichten wären weniger ansprechend, wenn es eine stinknormale hinterhältige oder boshaft Frau wäre. Die Gebrüder Grimm hatten wahrscheinlich keine Ahnung, was genau sie mit ihren Märchen lostreten. Die Bibel war auch nicht hilfreich." Sowohl die Märchen als auch die Bibel sagten im Grunde, dass Hexen getötet gehörten. Wobei Märchen wenigstens noch etwas subtiler waren. Bei dem Gedanken an die Bibel und Gläubige lief ihr ein Schauer über den Rücken. Gute Erfahrungen hatte sie damit schließlich nie gemacht. Ihre biologische Mutter war der Meinung, dass die Kirche den Wunsch der Menschen benutzte, nicht selbst denken zu müssen. Etwas, das in früheren Jahren sicherlich leicht zu glauben war, als das Wort der Kirche noch Gesetz war und mehr Einfluss hatte als selbst Monarchen. Allerdings war es von einer Todsünde wohl auch nicht anders zu erwarten, außer dass sie den menschlichen Glauben ablehnte. "Ich werde ihn adoptieren", wandte sie sich nach einem Moment dann an die Mitarbeiterin. Das Katerchen war ein paar Schritte an das Gitter gekommen und schnupperte mit etwas Abstand an der Hand der jungen Hexe.

Luciana hatte sich mit ihren Mitbewohnern darauf verständigen können, dass sie nichts dagegen hatten, wenn sie sich ein Haustier zulegte. Es wäre ihr Haustier und sie hatte auch den anderen versichert, dass sie keine Probleme damit haben würden, weil sie sich um alles kümmern würde. Sicher hätte sie auch entscheiden können auszuziehen, falls sie damit nicht einverstanden waren, doch sie wollte nicht allein leben. Die Frage ob sie dazu in der Lage wäre stellte sich ihr nicht, denn natürlich wäre sie finanziell dazu durchaus in der Lage. Sicherlich gehörte es zu den viel zu menschlichen Empfindungen, dass sie auch wenn sie keine zu enge Bindung zu einem von ihnen aufbauen wollte, nicht mit der Stille leben wollte. Eine weitere dieser Emotionen war es geschuldet, dass sie sich nach etwas lebendem sehnte, das sie bei sich haben konnte und dessen Existenz wie sie hoffte ihrer biologischen Mutter als zu unwichtig erschien, um ihr diese zu nehmen. Das Zuhause war vorbereitet und im Gespräch mit der Person, die sich hauptsächlich um das Wohlbefinden der Samtpfoten kümmerte. Luce stellte Fragen, gab Auskünfte über ihren eigenen Tagesablauf und erklärte in welchem Umfeld das Tier bei ihr leben würde. Nicht jedes Tier war sicherlich für so ein Umfeld geschaffen, weshalb sie auch die Meinung der Tierpflegerin einholte. Als diese ihr mit dem Deuten der Hand verschiedene Tiere zeigte, welche für sie eventuell gut passen könnten, nickte Luciana aufmerksam. Mit dem Eintreffen einer weiteren Interessentin beendeten sie das Gespräch und man hat sie weitergelassen. Als sie so unvermittelt angesprochen wurde nahm sie den Blick von einem der Tiere das ihre Aufmerksamkeit vorher schon in Anspruch genommen hatte. Das war eines der Tiere, welches ihr die Mitarbeiterin gezeigt hatte. "Ja. Ich dachte ich gebe lieber einem von diesen Tieren ein Zuhause, als mich an einen Züchter zu wenden. Es ist nur schade, dass so viele von ihnen hier sind." Luce war zu der Box gegangen, in der ein noch recht kleiner rundlicher Kater saß mit einem angerissenen Ohr, mit langem Fell in weiß und silber-grau. Nach allem, was ihr die Pflegerin zu ihm sagte, war sein Leben bisher nicht einfach gewesen. Sein Fell war an einigen Stellen deutlich kürzer, weil es dort als er gefunden wurde geschoren werden musste damit er behandelt werden konnte. Er war noch schüchtern, aber fürchtete Menschen nicht mehr so extrem, dass er sich in die hinterste Ecke verzog und fauchte, wenn man sich ihn auf zehn Schritte näherte. Luciana sympathisierte mit dem einstigen Findelkind und eigentlich war sie sich schon fast sicher ihr Herz an das Tier mit den großen hellen blauen Augen verloren zu haben als sie vor der Box in die Hocke gegangen war. "Grausam wozu einige Wesen in der Lage sind, vor allem wenn es sich um ein so hilfloses Geschöpf handelt." Luce murmelte das halblaut vor sich her und schüttelte den Kopf etwas. Ihre Hand hielt sie vor das Gitter und wartete bis das Tier sich neugierig zeigte.